Die spezielle Relativitätstheorie Einsteins (1905) brachte eine radikale Neuerung mit sich, die für viele Zeitgenossen zunächst schwer zu schlucken war – die Zeit sollte kein absolut fester, für alle gleichermaßen gültiger Bezugsrahmen mehr sein, sondern war abhängig davon, aus welcher Perspektive (welchem Bezugssystem) sie gemessen wurde. Damit war nicht gemeint, dass die subjektive Empfindung der Zeit sich je nach Situation verändert, oder dass Uhren aufgrund ihrer mechanischen Konstruktion langsamer oder schneller laufen, je nachdem welchen Bedingungen sie ausgesetzt sind. Das ist zwar so, was z.B. Harrison dazu veranlasste, ausgeklügelte Uhrwerke zu konstruieren, die auch an Bord von Schiffen mit guter Genauigkeit gleich liefen – aber darum geht es bei Einstein nicht; Nein, die Zeit selbst soll angeblich anders laufen!
Der raffinierte Mechanismus in Harrisons Präzisionsuhren (hier die H1) für die Seefahrt sollte sicherstellen, dass sie auch bei Seegang und wechselnden Temperaturen genau genug blieben, um den Längengrad zu bestimmen. Um diese Art von Bewegungsabhängigkeit des Uhrengangs geht es hier nicht – in der Relativitätstheorie laufen nicht nur manche Uhren aufgrund ihrer Konstruktion anders, sondern alle physikalischen Abläufe und damit alle denkbaren Uhren, und damit die Zeit selbst (Quelle: Wikimedia Commons)
Die berühmteste Konsequenz dieser Relativität der Zeit wird sehr häufig so zusammengefasst: Bewegte Uhren laufen langsamer. Diese Aussage ist aber, so pauschal gemacht, unsinnig.